Kurios ist dieser Bildungsvorschlag von studycheck, nachzulesen unter https://www.studycheck.de/berufe/e-sportler. Der Anbieter von Informationen zu diversen Studiengängen nutzt das Interesse an E-Sports, um seine Informatikkurse zu vermarkten. E-Sportler wird hier als Beruf geführt. Stimmt ja auch. Wer Geld verdient, übt einen Beruf aus.

Nur leider gibt es keine Ausbildungsplätze oder Studiengänge. Stattdessen bietet Studycheck an, Erfahrungen in Game Design oder Programmieren zu sammeln, um so den Erfahrungsschatz zu sammeln bzw. technisches Grundwissen über deine Games zu lernen. Besonders lesenswert ist die Beschreibung des Arbeitsalltags, den ich hier in Kurzform zitiere:

9:45 Uhr Frühstück und Mail-Check. Startet das Trainingscamp? Es gibt Kooperationsanfragen.
10:15 Uhr Sichten von Partien anderer Topteams.
11:15 Uhr Eigenes Training gegen Casual Gegner um bestimmte Dinge zu üben.
14:15 Uhr Mittagspause
15:00 Uhr Teamtraining
15:30 Uhr Test-Match gegen anderes Topteam.
19:00 Uhr Analyse des Trainings
20:05 Uhr Feierabend und Zeit für Reallife

Aber wie kommt man überhaupt dorthin? Also in die Position, sich Mitglied eines Topteams nennen zu dürfen?

Neben deines Talents für bestimmte Aktionen in einem bestimmten Game, brauchst du vor allem Disziplin. Nichts ist schlimmer, als alle zwei Wochen das Spiel zu wechseln. Willst du nach oben, musst du wie jeder andere Profisportler deine Fähigkeiten verbessern. Während Radsportler jährlich Tausende Kilometer abspulen, musst du halt jährlich Tausende Male gängige Situationen deines Spiels wiederholen. Das führt auch dazu, dass du Routine gewinnst. Du kommst bei brenzligen Situationen während des Wettkampfs nicht mehr so leicht ins Schwitzen, kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren und die nötigen Punkte für dein Team holen. Bist du nicht austrainiert, kreisen deine Gedanken in dem Moment möglicherweise nur um das Nicht-Versagen wollen, statt mit dem unbedingten Siegeswillen deine antrainierten Fähigkeiten abrufen zu können.

Das Alter spielt eine weitere Rolle. Jeder weiß, dass im Sport, wie auch im E-Sport, die besten Spieler bis maximal 30 Jahre alt sind. Im E-Sport eher noch jünger. Das liegt an der sinkenden körperlichen Leistungsfähigkeit. Die jahrelange anstrengende und konzentrierte Haltung fordert ihren Tribut. Du wirst verkrampft, verlierst an Reaktionsschnelligkeit und die Konzentration leidet. Solltest du nicht schon in der Jugendzeit zum Profi werden, aber auch dann, musst du Körper und Geist fit halten. Also weg mit der Pizza und Cola. Ernähre dich wie ein Leistungssportler und halte dich auch körperlich fit. Sorge dazu für ausreichend Abwechslung im Alltag. Treffe dich mit Freunden, lese ein Buch oder suche dir ein Hobby, das das komplette Gegenteil von Gaming ist. Erledige deine Pflichten wie Hausarbeit oder Schulaufgaben immer vor dem Zocken, damit der Kopf frei ist und du keinen Zeitdruck hast. Du wirst sehen, dass diese Disziplin sehr wichtig ist und dich auf Dauer viel länger motiviert und konzentriert hält.

Hast du die "Altersgrenze" erreicht, brauchst du trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken. Vielleicht bist du so gut gewesen, oder hast taktische Analysefähigkeiten. Profiteams haben Teammanager. Deren Aufgabe ist es, Termine zu organisieren, für das Team da zu sein, Analysen und Trainings auszuarbeiten – schlichtweg, das Team stets um ein paar Prozent besser zu machen.

Du fühlst dich gut genug, wirst aber nicht angeworben? Dann versuche es mit Probetrainings. Viele Teams scouten regelmäßig neue Talente und suchen dabei auch ganz spezielle Spielertypen. Bewirb dich aktiv bei den Teams und frage nach solchen Terminen, bei denen du vorspielen kannst. Nebenbei solltest du Ligen und Turniere spielen. Spieler, die dort regelmäßig unter den Top 20 stehen, können auch etwas in ihrer Vita vorweisen. Nebenbei trainiert das auch, deine Nervosität unter Kontrolle zu bringen. Weißt du, was dich als Topspieler erwartet? Live-Shows. Bühnen, Interviews mit zehntausenden Fans. Und diese Erfahrung, wie auch schmerzhafte Niederlagen, werden dich stärken, so lange du deine Lehren daraus ziehst, um dich besser werden zu lassen. Wut ist hier der falsche Ratgeber.

Deine Vita pflegst du über deine Social Media Accounts. Achte drauf, dass dein Facebook, Instagram, Youtube und wie sie alle heißen, stets aktuell und professionell wirkt. Du willst nicht angeben und deine Killstreaks zeigen. Du willst hervorheben, wie wichtig du für ein Team sein kannst. Mit der Zeit wirst du so auch interessant als Werbeträger.

Bist du zumindest Semi-Professionell geworden, dann stellt sich noch die Frage, was du verdienen kannst. Zahlen kann dir da niemand nennen. Es ist zum Einen von deinem Spiel abhängig und zum Anderen natürlich von deinen Leistungen. Bist du ein super 1 vs. 1 Gamer, wirst du im Bereich Turniere und Werbung am meisten verdienen. Als Teamplayer bist du dagegen eher eine zeit lang abgesichert. In den meisten Teams, erhält man ein monatliches Gehalt, sowie Erfolgsprämien. Dafür werden die Werbeeinnahmen geringer sein und Turniergelder müssen geteilt oder an den Teambesitzer abgeführt werden.

Am Ende musst du dir bewusst sein, das E-Sport ein Beruf sein kann, der viel Geld bringt, aber noch viel mehr von dir verlangt, als gängige Berufe. Es ist bei allen Topverdienern der Unterhaltungsbranche doch so, dass diese diszipliniert arbeiten und verzichten können müssen. Und sie müssen stets "Everbody's Darling" sein. Und du musst einen Plan B haben. Vernachlässige nicht deine Ausbildung oder Schule. Nur wenige Spieler werden Profis, die davon leben können. Und ab einem gewissen Alter, siehe oben, ist dein Verdienst möglicherweise plötzlich weg. Du solltest eine Alternative zur Hand haben, die dich absichert. Dann schwirren die negativen Gedanken nicht ständig in Form von Versagensängsten und Erfolgsdruck in deinem Kopf herum.

Fassen wir zusammen, was du brauchst:

• 1.) Du solltest bei den meisten Games noch deutlich unter 30 Jahre alt sein, um körperlich und geistig mit den reaktionsschnelleren, jüngeren Spielern mithalten zu können.
• 2.) Du brauchst den unbedingten Siegeswillen, was bedeutet, zu lernen, statt wütend weitere Fehler zu machen.
• 3.) Du brauchst absolute Disziplin um dich selbst fit zu halten, dich an Abläufe halten zu können und Vorgaben umsetzen zu können.
• 4.) Es gibt keine Ausbildungsplätze. Du musst dich selbst darum kümmern, entdeckt zu werden.
• 5.) Social Media kann dich in ein gutes Licht rücken und Interessant machen.
• 6.) Trainiere bis zum Erbrechen Extremsituationen, die dich derzeit noch total nervös machen.
• 7.) Erledige stets alle deine Pflichten vor dem Spielen.
• 8.) Fokussiere dich auf ein Game. Nicht das, was am meisten Einnahmen verspricht. Das Spiel, dass dir Spaß macht, dich motiviert und dafür sorgen kann, dass du dich verbesserst.
• 9.) Sorge für einen Plan B in deinem Leben, damit du nicht ohne Einnahmen oder mit Schulden plötzlich vor einem gescheiterten Traum stehst.